Reise nach Niederschlesien (Polen) und Westböhmen (Tschechien).

 

Unsere Reise dauerte 6 Tage - vom Sonntag, dem 10.10.2010, bis incl. Freitag, dem 15.10.2010. Den Zeitrahmen hatten wir wie folgt abgesteckt:

 

Sonntag:                                                                                                                                                                                

Anreise zum 1. Quartier nach Görlitz (an der Grenze zu Polen) / Bummel in der Görlitzer Innenstadt / Übernachtung in Görlitz.  Montag:                                                                                                                                                                                              Fahrt nach Bolkenhain in Niederschlesien (Polen) in die Heimat von Reginas Vater / Besichtigung des Ortskerns / Besuch des Friedhofs und Absuchen der Grabsteine / nachmittags Rückreise nach Deutschland zum 2. Quartier nach Oberwiesenthal im Erzgebirge (nahe an der Grenze zu Tschechien) / Übernachtung in Oberwiesenthal.
Dienstag:                                                                                                                                                                                       Reise nach Tschechien in die Regionen meiner sudetendeutschen Ahnenlinien (vormittags Kreis Podersam/nachmittags Kreis Luditz) / spätnachmittags Rückfahrt nach Oberwiesenthal / Übernachtung in Oberwiesenthal.
Mittwoch:                                                                                                                                                                                         Reise zum Archiv Nepomuk (=Nebenarchiv des Staatsarchivs Pilsen) / Durchsicht der dortigen Unterlagen in der Hoffnung auf Klärung von widersprüchlichen Urkundeninhalten (toter Punkt in Matrikel-Abschriften, die Großeltern bzw. Urgroßeltern väterlicherseits betreffend) / nach Beendigung der Forschungsarbeit spätnachmittags Reise zum 3. Quartier nach Pilsen (Pension ganz in der Nähe des Staatsarchivs Pilsen, nur 5 Minuten Fußweg dorthin) / Abendbummel in Pilsen / Übernachtung in Pilsen.
Donnerstag:  Ein Tag für Forschungsarbeiten im Staatsarchiv Pilsen / Durchsicht der Kirchenbücher im Hinblick auf den genannten "toten Punkt" / digitales Abfotografieren aller Indexe von Kirchenbüchern, die dort hinsichtlich der Orte unserer Ahnen (im Kreis Luditz) lagern / nach Ende der Archivzeit ab dem späten Nachmittag Bummel durch Pilsen / Übernachtung in Pilsen.
Freitag: Reise Pilsen>>Prag>>Pilsen mit dem Zug / touristischer Abschluß unserer Genealogie-Woche mit einem ca. 5-stündigen Erkundungsspaziergang durch die Prager Innenstadt / abends Heimreise von Pilsen nach Bamberg.


Hinsichtlich der Auswahl unserer Quartiere waren wir sehr auf Sicherheit für unseren Pkw bedacht - wir wählten sowohl an der polnischen Grenze (Görlitz) als auch in Pilsen Pensionen mit Parkplätzen im Innenhof (hinter abgesperrten Toren). Unser Hotel in Oberwiesenthal (2 Übernachtungen) hatte keine solchen Sicherheits-Parkplätze, dort war es aber auch nicht so wichtig. Schade nur, daß wir von unserem Hotel in Oberwiesenthal keine Fotos gemacht haben.


Beim Abstecken unseres Zeitplanes hatten wir den Zeitaufwand für unsere Fahrtstrecken zum Teil deutlich unterschätzt - wir schafften es zeitlich aus verschiedenen Gründen nicht, alle "geplanten" Ortschaften anzufahren, geschweige denn genügend zu fotografieren.

1. Die Straßen in Polen und in Tschechien jenseits von Staatsstraßen bzw. Autobahnen (und auf solchen Routen waren wir überwiegend unterwegs!) waren sehr schwierig zu fahren. Häufig sehr schmale und kurvenreiche, bergige Strecken - übersät mit vielen und teils markanten Schlaglöchern (ein echter Härtetest für Stoßdämpfer und Radachsen!). In aller Regel konnte man auf solchen Straßen kaum schneller als 50 bis 70 Stundenkilometer fahren geschweige denn sicher überholen. Das kostete viel mehr Zeit als geplant.
2. Wir hatten bei unserer Reise Reginas diesmal ungewöhnlich empfindlichen Beifahrer-Magen nicht auf der Rechnung gehabt (war vielleicht schon ein Vorzeichen der sich einige Monate später zeigenden Krebserkrankung). Die holprigen, kurvenreichen und hügeligen Strecken in Polen und in den Kreisen Podersam und Luditz in Tschechien "räumten" ihren Magen am Montag (11.10.) und am Dienstag (12.10.) jeweils mehrmals aus, obwohl ich wirklich kein rasanter Fahrer bin. Diese mehrfachen Stopps und die danach nötigen "Erholungsphasen" waren bei der Planung der Reise zeitlich natürlich nicht einkalkuliert worden.


Die Forschungstage in den Archiven Nepomuk und Pilsen ergaben keinen Erfolg hinsichtlich der genannten "toten Punkte". Die Rätsel der widersprüchlichen Urkunden konnten in den Büchern dieser Archive in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht gelöst werden.

 

War die Reise (Gesamt-Fahrtstrecke ca. 1700 Kilometer) wegen all dieser Dinge ein Mißerfolg? Keineswegs!
1. Wir waren jetzt um etliche Erfahrungen reicher, die uns zukünftige Aufenthalte realistischer und effektiver planen ließen (man zahlt immer irgendwie "Lehrgeld").
2. Das Aufsuchen und Abfotografieren der diesmal noch nicht besuchten Orte ließ sich ggf. nachholen bei einer zukünftigen Fahrt in die Gegenden der väterlichen Ahnen.
3. Wir wußten jetzt nach der Sichtung der Unterlagen in beiden Archiven, daß wir bezüglich der widersprüchlichen Urkunden "Großeltern/Urgroßmutter" neue Wege (ggf. auch Umwege) beschreiten mußten zusätzlich zur Archivforschung.
4. Wir hatten durch die Kontakte während unserer Reise tschechische und deutsche Helfer gewonnen für Recherchen vor Ort und ggf. für die Übersetzung von Schriftverkehr und Dokumenten.

 

Es kam in den Kreisen Podersam und Luditz zu folgenden Kontakten:
* Am Dienstagvormittag in Pomeisl, dem Ort, in dem mein Großvater Franz Mikutta zum Zeitpunkt seiner Heirat (1927) wohnte und der auch der Geburtsort eines Onkels von mir ist, trafen wir mit Martin Kase zusammen. Er wohnt in Pomeisl und ist dort auch ein Mitglied im Gemeinderat. Er hat von öffentlicher Hand den offiziellen Auftrag bekommen, eine Chronik über den Ort Pomeisl zu schreiben. Er spricht etwas Deutsch. Für seine Arbeiten an der Pomeisl-Chronik forscht er regelmäßig im Archiv Leitmeritz, wo auch ich noch einige Kirchenbücher "online" durchsehen muß. In der Zeit nach unserer Begegnung hat Martin Kase herausgefunden, daß in Pomeisl das Gebäude Nr. 105 noch existiert, in dem mein Großvater damals zum Zeitpunkt seiner Heirat wohnte. Der Tipp, mit Martin Kase zu sprechen, war von Alfred Sykora gekommen.
* Am Dienstagnachmittag fuhren wir dann nach Modschiedl. Das war schon ein besonderes Gefühl, plötzlich und erstmals in dem Ort zu sein, den man als das Zentrum der Mikutta/Mikuta-Ahnen bezeichnen kann. Laut den Aufzeichnungen sollen dort etwa 15 bis 17 verschiedene Mikutta/Mikuta gelebt haben. Zunächst suchten wir den Friedhof auf, der die Kirche in Modschiedl umgibt. Wir fotografierten dort, soweit möglich, die noch erhaltenen Grabsteine. Als wir damit fertig waren, suchten wir das Haus Nummer 81. Dort wohnte Alois Mikutta, die letzte noch in Modschiedl lebende Person mit Namen Mikutta. Sein Haus hatte einen der schönsten Gärten in Modschiedl. Wir fanden das Haus aufgrund des Ortsplans von Modschiedl, den wir vorsorglich mitgenommen hatten. Wir trafen Alois Mikutta tatsächlich an und hatten mit ihm eine gute Unterhaltung für etwa 15 bis 20 Minuten. Er zeigte uns auch einige sein Haus betreffende Unterlagen. Den Tipp, Alois Mikutta zu besuchen, hatte ich schon ca. 5 Jahre vor unserer Reise von Kurt Worzischek aus Nordhorn in Deutschland bekommen. Alois Mikutta ist inzwischen verstorben. Kurt Worzischek hatte mir außerdem empfohlen, in Modschiedl im Haus Nr. 70 Jürgen Kupke aufzusuchen. Jürgen Kupke war ein nach Modschiedl zugezogener Deutscher. Er hatte vor etlichen Jahren das frühere Schulhaus von Modschiedl (=Nr.70) gekauft und wohnte auch dort. Er hatte das Haus umgebaut, unten im Haus betrieb er danach eine kleine Gaststätte. Auch ihn hatten wir angetroffen und wir hatten ein gutes Gespräch mit ihm. Wir erhielten von ihm einige wertvolle Tipps. So schlug er uns vor, mit dem Pfarrer von Luditz Kontakt aufzunehmen. Im dortigen Pfarramt sollten laut Jürgen Kupke noch Kirchenbücher lagern, die u.a. auch Orte wie Modschiedl, Nebosedl, etc. betreffen. Er sagte, er habe vor einiger Zeit für sich selbst im Pfarramt Luditz die Kirchenbücher durchgesehen, nachdem der Pfarrer es ihm erlaubt hatte. Etliche Jahre nach 2010 ist Jürgen Kupke aus Modschiedel weggezogen und sein Haus Nr. 70 steht zum Verkauf.

Aus heutiger Sicht bin ich sehr froh, daß wir damals die Reise nach Polen und Tschechien unternommen haben. Diese Erfahrung bedeutet mir sehr viel.

 

Noch ein technischer Hinweis zum Schluß. Die Aufnahmen von dieser Reise stammen nicht wie in späteren Jahren von Digitalkameras. Regina knipste die Fotos noch mit einer ganz billigen und einfachen Pocketkamera mit eingelegtem Film. Und ich war im Einsatz mit meiner Uralt-Diakamera, die mich seit den 70er-Jahren begleitete.

 

Bolkenhain - Rathaus - mit Gerüst für Renovierungsarbeiten.

Bolkenhain - Eingangstor zum Friedhof - wir liefen die Grabreihen ab - deutsche Namen auf den Grabsteinen waren kaum noch zu finden.

Bolkenhain - Blick hinauf zur Bolkoburg - wir besuchten die Burg.

Hlubany (am Rand von Podersam) - hier in der Wohnung von Wilma Churan - dort sprachen wir fast 2 Stunden mit unseren tschechischen Freunden Martin Kase und Wilma Churan(ova) über meine Ahnenforschung. Wilma Churan dolmetschte zwischen Martin und uns, da sie beide Sprachen perfekt beherrschte.

 

Wilma Churan ist einige Jahre nach unserem Treffen verstorben.

 

 

 

Modschiedl - Kirche St. Jakobus des Älteren.   

Modschiedl - Friedhof bei der Kirche - Mikuta-Grabstein - es gibt dort etliche Grabsteine mit "Mikuta" bzw. "Mikutta".

Modschiedl - links das Haus Nr.81 - hier wohnte der vor einigen Jahren verstorbene Alois Mikutta - er war der letzte noch in Modschiedl lebende Mikutta - wir konnten ca. 20 Minuten mit ihm sprechen und er zeigte uns einige Dokumente, das Haus betreffend.

Modschiedl - Haus-Nr.70 - ehemaliges Schulhaus - umgebaut von Jürgen Kupke - wir besuchten ihn und hatten ein gutes Gespräch - im Vordergrund unser schwarzer VW Fox (Baujahr 2006), der uns nun schon 13 Jahre zuverlässig treue Dienste leistet.

Pilsen - Staatliches Gebietsarchiv Pilsen in der Sedláčkova 44.

Pilsen - Das Westböhmische Museum.

Pilsen - Hauptbahnhof.

Prag - Hauptbahnhof.

Prag - Karlsbrücke über der Moldau - hinten "Der Hradschin".

Prag - der Mann auf der Brücke - Regina war der Meinung, ich sei dafür fotogen genug.

Prag - Wenzelsplatz - am oberen Ende das Nationalmuseum.